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Die Aufstellungsrede von Josef Breitsameter als Bürgermeisterkandidat in Scheyern

29.11.19 –

Klosterschneke Scheyern, 25. November 2019

Liebe Parteifreunde, sehr geehrte Gäste, sehr geehrte Frau Lodermeier,

zuerst einmal will ich mich herzlich für Ihr Kommen und für Ihr Interesse an der Aufstellungsversammlung der Grünen Scheyern bedanken. Den Ortsverband Gerolsbach-Scheyern gibt es erst seit Mai diesen Jahres und trotz dieser kurzen Zeit können wir in Scheyern nicht nur eine eigene Liste sondern auch einen Bürgermeisterkandidaten ins Rennen für die Kommunalwahl 2020 schicken. Und hier gilt mein ausdrücklicher Dank an meine Parteifreunde, die mir soviel Vertrauen schenken, dass ich mich als Kandidat der Grünen für das Bürgermeisteramt in Scheyern bewerben darf.

Kurz zu meiner Person: Ich bin in Sachenbach bei Euernbach aufgewachsen, nach dem Abi an der BOS in Scheyern folgten Technikerschule in München und verschiedene bauspezifische Weiterbildungen und schließlich arbeitete ich in verschiedenen Ingenieurbüros. 2007 kam ich ins technische Bauamt der Gemeinde Scheyern, ehe ich nach 11 Jahren 2018 ins Tiefbauamt der Stadt Pfaffenhofen wechselte.

Ich bzw. wir, das sind meine beiden 7 und 11 Jahren alten Buben und meine Frau leben nach längerer Zeit in Pfaffenhofen nun seit 7 Jahren in Scheyern und fühlen uns sehr wohl. Und doch gibt es verschiedene Themen und Entwicklungen, die konsequenter angegangen bzw. weitergeführt werden sollen. Und dafür werde ich mich mit den Grünen Scheyern entschlossen einsetzen.

Ganz oben auf meiner Prioritätenliste steht Klimaschutz. Jetzt wird sich vielleicht der ein oder andere denken, „Klimaschutz ist ja gut und recht, aber der soll sich mal besser drum kümmern, dass in Scheyern alles läuft und dass was weitergeht“. Wenn man allerdings die Wetterkapriolen übers Jahr verfolgt, wird man feststellen, dass die Häufigkeit von Starkregenereignissen, Stürmen mit Orkanstärke und wochenlange Trockenheiten seit Jahren ständig zunehmen, wird offensichtlich, wie wichtig Klimaschutz für unsere Zukunft ist. Und Klimaschutz fängt bei uns an! Jeder einzelne und insbesondere die Gemeinde kann und muss dazu beitragen. Mein erklärtes Ziel ist es, Wege für ein klimaneutrales Scheyern zu schaffen.

Ein erster Schritt hierzu ist, grundsätzlich den Energieverbrauch zu senken, nicht benötigte Energie muss erst gar nicht erzeugt werden. Den Energieverbrauch zu senken, bedeutet eine energetische Sanierung unzureichend gedämmter öffentlicher Gebäude, Ertüchtigung veralteter Heizsysteme, zeitnahe Umstellung der Straßenbeleuchtung auf LED-Leuchtmittel (die nebenbei auch für den Insektenschutz beitragen), koordinierter Einsatz der gemeindlichen Fahrzeuge usw. Bei neuen Anlagen oder Neubauten muss grundsätzlich die Energieeffizienz und Energieneutralität im Vordergrund stehen.

Die Energie schließlich, die wir beziehen müssen, sei es in Form von Strom, Brennstoffen oder Kraftstoffen, ist möglichst weitreichend aus erneuerbaren Energiequellen zu beschaffen. Strom muss nachweislich zu 100 Prozent sauber sein. Seit 2019 ist die Ausstellung von Regionalnachweisen für Strom nach dem Energieeinsparungsgesetz möglich. Ich werde mich daher dafür einsetzen, dass die Gemeinde nur noch Strom aus erneuerbaren Energiequellen, der aus der Region stammt, bezieht. Veraltete und/oder unwirtschaftliche Beheizungsanlagen in öffentlichen Gebäuden, die mit fossilen Brennstoffen betrieben werden, sind durch CO2-neutrale Heizsysteme zu ersetzen. Für den Einsatz der gemeindlichen Fahrzeuge empfehle ich erstens natürlich einen sparsamen Umgang und zweitens eine bessere Auslastung unseres Elektrofahrzeugs und verstärkten Einsatz von Elektrofahrrädern, insbesondere für die häufigen Kurzstrecken (Fahrten mit dem E-Bike nach Pfaffenhofen, wie ich es seit über einem Jahr tagtäglich – auch im Winter – konsequent betreibe, kann man dem Personal wohl nicht zumuten).

Und damit wären wir bereits bei dem nächsten Thema, das mir sehr am Herzen liegt: Mobilität in Scheyern. Der Großteil der Scheyrer ist mit dem Auto unterwegs. Das liegt einerseits daran, dass Scheyern neben dem Hauptort über viele Ortsteile und Weiler verfügt, die in ökologischer wie auch in ökonomischer Hinsicht über ein Busliniennetz nicht zweckmäßig abgedeckt werden können. Andererseits liegt es daran, dass es in Scheyern bisher noch nicht gelungen ist, eine praktikable Lösung für den Anschluss an das Stadtbusnetz in Pfaffenhofen zu finden. Derzeit sind die Scheyerer darauf angewiesen, ihr Auto zu nutzen, um ihren Arbeitsplatz in Pfaffenhofen oder die Bahnhöfe in Pfaffenhofen oder Petershausen zu erreichen. Dies bringt Umweltbelastungen, erhöhten Ressourcenverbrauch, überfüllte Straßen und Parkplätze mit sich. Hier besteht dringend Handlungsbedarf. Wir müssen in Kooperation mit der Stadt Pfaffenhofen und den betroffenen Gemeinden ein zukunftsweisendes Mobilitätskonzept erstellen. Wir müssen dafür sorgen, dass Pfaffenhofen und Petershausen über den ÖPNV erreichbar werden. Wir müssen uns hierbei von dem bisher alleinigen Aspekt der Wirtschaftlichkeit verabschieden und den Klimaschutz in den Vordergrund stellen.

Für die Anbindung der Ortsteile an Scheyern bzw. an das Stadtbusnetz von Pfaffenhofen sind praktikable, bedarfsorientierte Lösungen zu eruieren. Denkbar wäre hier der Einsatz von Rufbussen oder, vergleichbar mit Schulbussen, eine Kleinbuslinie, die bei entsprechender Auslastung die Ortsteile zu bestimmten Zeiten anfährt.

Gerade bei dem Stichwort „Auslastung“ stellen sich bei mir die Haare zu Berge: Wenn ich bei meiner täglichen Fahrt zur Arbeit mit meinem Fahrrad die Autoschlangen in Mitterscheyern, an der Radlhöfe-Kreuzung und schließlich im Stadtgebiet Pfaffenhofen überhole und nebenbei schaue, wie viele Personen in den Autos sitzen, kennen Sie die Antwort wohl: In weniger als jedem 10. Auto sitzt mehr als eine Person. Das heißt, wenn nur in jedem Auto zwei Personen sitzen würden, würde sich die Anzahl der Pkw auf den Straßen und den Parkplätzen bereits halbieren. Hier sehe ich ein enormes Potenzial. Durch den Aufbau einer Datenbank, einer zentralen Anlaufstelle für Hin- und Rückfahrgelegenheiten, egal ob nach Pfaffenhofen, Petershausen oder Ingolstadt, könnte die private Pkw-Nutzung deutlich reduziert werden.

Ökologisch, wirtschaftlich und gesundheitlich noch effektiver wäre natürlich die Fortbewegung mit dem Fahrrad. Da ich die Vorzüge des Radfahrens bestens kenne, werde ich mich besonders dafür stark machen, dass Radwege attraktiver und sicherer werden und analog zu anderen Kommunen ein bestimmtes Budget zur Förderung des Erwerbs von E-Bikes zur Verfügung zu stellen. „Wohlfühlgemeinde Scheyern“ war der Slogan eines früheren Bürgermeisters. Was bedarf es hierzu und was kann noch ausgebaut werden? Scheyern soll keine Satellitensiedlung von Pfaffenhofen oder München werden. Scheyern soll ein Ort mit Charakter, mit lebenswerter Dorfstruktur bleiben. Die Menschen sollen Freude daran haben, in Scheyern zu leben, in Scheyern zu arbeiten und in Scheyern zu feiern. Die Scheyrer brauchen eine Ortsmitte mit ansprechendem Dorfplatz, auf dem man sich treffen kann, Dorffeste feiern kann und sich wohlfühlt, Jung und Alt, Scheyrer oder Neubürger, egal welcher Herkunft, einfach ein Platz, der die Bürger näher zusammenbringt.

Scheyern bietet viel: Bäcker, Metzger, Gärtner, einen Einkaufsmarkt mit vollem Sortiment, Ärzte und Zahnärzte, Kindergärten und Schulen, Spiel- und Sportplätze, eine Vielzahl von Vereinen usw. Ein breites Spektrum an Einrichtungen, die das Leben in Scheyern ungemein bereichern. Und so soll es auch bleiben. Ich werde alles daran legen, um die Schulstandorte zu erhalten, die offene Ganztagsschule bedarfsgerecht zu betreiben und den Bedarf an Kinderkrippen- und Kindergartenplätzen vorausschauend zu decken. Uns Grünen ist es wichtig, dass gerade in den Kindergärten und Schulen für gesunde Ernährung gesorgt wird. Regionale Produkte aus ökologischem Anbau und artgerechter Tierhaltung anstatt Fleisch aus Massentierhaltung oder Obst und Gemüse aus Übersee ist unser Motto.

Die Tendenz hin zu regionalen Ökoprodukten liegt grundsätzlich in meinem Interesse. Über die Homepage der Gemeinde Scheyern sollen die Bürger Informationen abrufen können, wo in der Region Bioprodukte erworben werden können. Erzeuger und Verbraucher sollen so näher zusammengebracht werden. Ein Wochenmarkt auf dem zukünftigen Dorfplatz, in dem ausschließlich regionale Erzeugnisse angeboten werden, würde nicht nur die Erzeuger unterstützen, sondern gleichermaßen für die Aufwertung der Dorfmitte sorgen.

Aufwertend für das Dorfbild und positiv für den Artenschutz würde es sich auch auswirken, wenn in längerfristig unbebauten innerörtlichen privaten Grundstücken insektenfreundliche Blühwiesen oder Sträucher, die heimischen Vogelarten Unterschlupf bieten würden, angelegt werden könnten. Ich werde mich dafür einsetzen, dass hier Fortschritte verzeichnet werden können. Ökologische Aufwertung und umweltverträgliche und nachhaltige Bewirtschaftung sehe ich als Pflichtaufgabe bei den gemeindeeigenen Flächen und Wäldern, die Gemeinde hat hier eine Vorreiterrolle einzunehmen. Sowas, wie kürzlich in der Zeitung zu lesen war, dass ein seltener Lärchenwald bei Bayrischzell trotz Einstufung als Biotop und Lage in einem Naturschutzgebiet abgeholzt wurde, darf nicht passieren.

Ökologisch wertvolle Flächen müssen erhalten bleiben, trotzdem muss Wohnraum in erforderlichem Umfang zur Verfügung gestellt werden. Dabei ist unser Motto „Nachverdichten vor Ausweisung neuer Wohngebiete“. Wohnen ist ein Grundrecht für alle. Deshalb werden wir uns dafür einsetzen, dass in Bebauungsplänen Quoten für den sozialen Wohnungsbau festgeschrieben werden. Schön wäre es in meinen Augen auch, wenn die Bürger wieder mehr „richtige“ Gärten mit Blumen und Sträuchern anlegen würden, anstatt Flächen mit weißem Rollkies oder schwarzem Schotter abzudecken, wo dann als Farbtupfer zwei kleine grüne Buchsbäumchen stehen, das bringt für die Artenvielfalt gar nichts.

Für die Ansiedlung von Gewerbebetrieben muss der Grundsatz gelten: Minimaler Flächenverbrauch bei maximaler Beschäftigtenanzahl. Arbeitsplätze sind wichtig und örtliche Arbeitsplätze kommen nicht nur den Scheyrern zugute, sondern der kurzen Entfernungen wegen gleichermaßen dem Klimaschutz.

Zu guter Letzt will ich noch versichern, dass ich mich für eine verantwortungsbewusste, zukunftsorientierte und dem Gemeinwohl dienende Haushaltspolitik einsetzen werde, für eine intakte und gesicherte gemeindliche Infrastruktur und für ein breites Freizeitspektrum für Jung und Alt sorgen werde. Ich will eine größere Beteiligung der Scheyerer Bürger an Beschlüssen und Entscheidungen herbeiführen und somit für mehr Transparenz sorgen. Ich lege Wert auf die Nähe zu den Bürgern, schließlich sind die Bürger nicht für mich da, sondern ich für die Bürger. Gemeinsam werden wir erfolgreich sein und uns über ein lebens- und liebenswertes Scheyern freuen. Getreu unserem Motto:

Weil wir hier leben – Scheyern wird Grün

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