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03.08.23 –
Baar-Ebenhausen / Geisenfeld – Biopionier Richard Haunsperger aus Baar-Ebenhausen öffnete die Pforten seines Betriebs für Landtagsabgeordnete Gisela Sengl und interessierte Bürger. Zum Thema „Heimat erhalten – Landwirtschaft gestalten“ kamen viele Gäste zum Bio-Hof und dem anschließendem Vortragsabend der Abgeordneten nach Geisenfeld. Der Besuch der agrarpolitischen Sprecherin von Bündnis 90 / Die Grünen kam auf Einladung der grünen Ortsverbände Baar-Ebenhausen Pörnbach und Geisenfeld-Manching zustande.
Sengl, selbst Biobäuerin eines Demeter zertifizierten Gemüsebetriebs im Traunsteiner Land und seit 2013 Landtagsabgeordnete, stieg unmittelbar in die Diskussion mit Haunsperger ein. Der Landwirt bewirtschaftet 62 Hektar und ist seit 34 Jahren Naturland zertifiziert. „Ich war damals einer der ersten in Bayern und wurde belächelt. Sogar meine Eltern waren gegen die Umstellung. Meine Mutter warf mir noch vor, dass ich damit den Boden ausbeute“, erinnerte sich Haunsperger. Heute belächeln ihn nur noch Wenige. In Baar-Ebenhausen ist er der letzte Landwirt in Vollerwerb und ein Vorbild für so manche junge Nachbarn im Nebenerwerb, die ebenfalls in der Runde auf dem Hof standen. Aktuell produziert er vor allem für den Schweizer Markt Zuckerrüben und Kartoffeln, denn da seien die Preise laut Haunsperger noch gut. Der Kostendruck auf die Betriebe sei hoch und die Preise auf dem Markt entwickeln sich bisweilen sogar gegenläufig, beklagte sich der Landwirt. „Die große Stellschraube sind die Märkte und ein wesentlicher Player mit Vorbildfunktion ist die öffentliche Hand“, betonte Gisela Sengl. Gerade dem Ökolandbau, der zuletzt aufgrund der Inflation noch stärker unter Druck geraten ist, könne durch eine konsequente bio und regionale Versorgung der öffentlichen Einrichtungen geholfen werden, meinte die Bäuerin, die selbst den Weg der Direktvermarktung mit einem eigenen Hofladen gewählt hat. „Auch in Bayern haben wir das Ziel auf 30 Prozent ökologische Landwirtschaft bis 2030 zu kommen, bislang sind es aber nur 13 Prozent und es fehlen konkrete Maßnahmen der Landesregierung, um das noch zu erreichen“, prangerte Sengl an.
Boden schützen durch natürliche Düngung
Das Kapital des Landwirts ist der Boden. Um diesen zu schützen und die Erträge stabil zu halten, hat Richard Haunsperger als viehloser Betrieb Kooperationen innerhalb des Verbandes von Naturland aufgebaut: „Meine Erbsen gehen zu einem Ingolstädter Hühnerbetrieb als Futter, dafür bekomme ich Hühnermist für meinen Acker“, erklärt er. Weitere Kooperationen bestehen mit einem Karlskroner Betrieb für Mutterschafe und einer Biogasanlage in Hohenwart – auch hier erhält der Bauer Dünger und damit Phosphat und Kali für seine Äcker. Die Zusammenarbeit im Verband schafft eine Unabhängigkeit von globalen Anbietern. „Ein Musterbeispiel für einen geschlossenen Nährstoffkreislauf, wie auch wir Grüne ihn uns vorstellen“, lobt Bettina Markl, Kreisvorsitzende der Grünen in Pfaffenhofen und Kandidatin aus Baar-Ebenhausen für den Landtag.
Von den Äckern wollten sich die meisten Besucher trotz Regens nun selbst ein Bild machen. Ein Tross aus Fahrradfahrern und Fahrgemeinschaften wurde zunächst nach Grillheim zu einem Zuckerrüben-Acker geleitet, anschließend zum einem Kartoffelfeld bei Ebenhausen. Die Unterschiede zu den konventionell wirtschaftenden Nachbarn waren weniger an den Früchten auszumachen, als an den weiteren Saaten, die auf dem Acker für mehr Vielfalt und damit Biodiversität sorgen. Allerdings, so gibt der Landwirt zu, kommt er ohne Bewässerung nicht aus. Das Extremwetter macht den Böden zu schaffen und sorgt für Ernteausfälle bei den Landwirten. „In diesem Jahr war die Trockenheit noch größer als im Letzten. Ich habe in den schweren Böden große Risse, da kann man die Hand reinstecken“, versicherte Haunsperger den Besuchern unter ihren Regenschirmen. „Hier hilft nur konsequente Klimapolitik und Anpassung. Als Schwamm und auch riesiger natürlicher C02-Speicher fungieren hier die Moore, aber auch bei allen weiteren Böden muss Humus erhalten und aufgebaut werden“, so Sengl.
Lösungen zur Umstellung auf nachhaltige Landwirtschaft
Klimawandel und Artensterben sind zwei wesentliche Herausforderungen, denen sich die Landwirtschaft und mit ihr die Gesellschaft stellen müssen. Die Landtagsabgeordnete stellte dazu ein ganzes Bündel an Lösungen auf dem anschließenden Vortragsabend mit Diskussion im Geisenfelder Café Eva’s vor. Grünen Bezirkstagskandidat Sebastian Seitz begrüßte die Interessierten im voll besetzten Kaminzimmer. „Landwirtschaft ist ein wichtiger Partner für ein gesundes Leben und den Erhalt der bayerischen Kulturlandschaft.“, so der gelernte Gesundheits- und Krankenpfleger aus Geisenfeld. Das soziale Element ihrer Lösungsansätze betonte Sengl daher gleich am Anfang: „Der Bauer im Ort sorgt für Leben und gestaltet unsere Umgebung. Diese Betriebe müssen erhalten werden, damit wir unsere Ernährung sichern können und wir den Bezug zu unserer Nahrung nicht verlieren!“. Ein Schulfach Ernährung ist daher eine zentrale Forderung der Grünen. Für mehr Wertschätzung benötige es mehr Wissen und Nähe zu den Produzenten, kommentierte Konny Haslbeck und bekam viel Zustimmung bei den Gästen. Haslbeck, Listenkandidatin für den Landtag, verweist auf Direktvermarktungsinitiativen im Landkreis Pfaffenhofen, die Menschen informieren und wieder näher an die Erzeuger bringen.
Aussterben der Betriebe aufhalten
Die Betriebe in ihrer Vielfalt erhalten, ist Sengl ein wichtiges Anliegen. Bayern stellt ein Drittel aller deutschen Landwirtschaftsbetriebe. Während in anderen Bundesländern Großbetriebe die Landschaft prägen, sind es in Bayern etwas mehr als 103 000 meist familiär geführte Höfe, nur 13 Prozent davon werden ökologisch bewirtschaftet und 62 Prozent sind im Nebenerwerb. Innerhalb der letzten zehn Jahre Jahre haben bereits 13 Prozent der Höfe aufgegeben. Häufig mangelt es an der Nachfolge. Sengl lebt hier ein mögliches Modell bereits vor: „Unsere Töchter wollen den Hof nicht übernehmen und wir haben daher bereits teilweise an unsere Mitarbeiter übergeben.“ Mehr Unterstützung bei der Nachfolge soll durch gezielte Beratung geleistet werden. Damit sich Nachfolger den Grund und Boden leisten können, hat die grüne Landtagsfraktion einen Vorschlag für ein Bodeneigentumsgesetz eingebracht. Seit 2005 sind die Preise für landwirtschaftliche Flächen um 200 Prozent gestiegen, immer mehr anonyme Investoren gewinnen damit den Preiskampf um den Boden – der Bauer verschwindet aus dem Ort. Durch eine Koppelung an den ortsüblichen Bodenrichtpreis und ein attraktives Vorverkaufsrecht für Landwirte sollen die regionalen Bewerber geschützt werden. Auch für Bauer Haunsperger in Baar-Ebenhausen ist der sorglose Flächenverbrauch ein großes Thema mit Verweis auf ein Gewerbegebiet in seiner Nachbarschaft, das ohne große ökologische Auflagen aktuell entsteht.
Weidehaltung – ein Schlüssel für Arten- und Klimaschutz
Landwirte erbringen wertvolle Natur- und Klimaschutzleistungen und müssen dabei von der Politik unterstützt werden. In Bayern wird zwei Drittel des Produktionswertes über tierische Veredelung erwirtschaftet. „Bei Milchprodukten haben wir sogar eine Überversorgung von 330 Prozent. Das wirkt sich nicht nur negativ auf unsere Kulturlandschaft aus, sondern auch auf den Preis.“, erklärte Sengl. Sie verweist auf die grüne Forderung einer flächengebundenen Tierhaltung, um Kreisläufe und Wertschöpfung stärker im Lokalen zu verankert. „Weidehaltung ist wichtig, um Lebensräume und Natur zu erhalten, aber nur 18 Prozent der Tiere in Bayern stehen auf der Weide, immerhin 26 sind es in ganz Deutschland“, informierte die Abgeordnete weiter. Ein Wert, der die Gäste im Raum zur Diskussion anregte. Man war sich einig, dass das Essen generell und insbesondere Fleisch als ein wertvolles Lebensmittel angesehen werden muss, das nicht „verramscht“ werden dürfe. Zum Thema Weidehaltung kam sofort die Frage nach dem Umgang mit dem Wolf aus dem Publikum. „Bestandsmanagement“, konterte Sengl hemdsärmlig darauf. Als Anwohnerin einer Alpenregion mit Kontakt zu Weideviehhaltern kenne sie deren Sorgen, auf die sie damit pragmatisch reagiert.
„Was passiert aktuell in der Politik?“, fragte sich Sengl zum Ende ihres Vortrags. Die Komplexität aller Themen fordere die Menschen sehr und manche Reaktionen mit Verunsicherung und Angst seien verständlich. Ernährung ist die Grundlage für ein gutes Leben. Die Art, wie wir diese erwirtschaften, ist ausschlaggebend in welcher Umwelt wir leben. Sengle wünscht sich, dass Lebensmittel wieder mehr geschätzt werden und den Verbrauchern wieder ein paar Cent mehr Wert seien. Die Kosten für den intensiven Landbau seien aktuell noch nicht eingepreist und werden um ein Vielfaches teurer. „Mit einem positiven Lebensgefühl zusammen anpacken, dann schaffen wir das auch.“, schloss Sengl den informativen Abend mit lebendiger Diskussion.
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