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„Bitte die Türe gut schließen!“ Mit diesen Worten empfängt eine Mitarbeiterin der Firma Alpentonholz Pahler die 23 Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Exkursion der Offenen Wandergruppe der Jetzendorfer Grünen, die erwartungsvoll das Sägewerk stürmen. Denn wenn er erstmal drin ist, der Holzwurm, dann ist er drin! Dass „Holzwurm“ ein unwissenschaftlicher Oberbegriff für holzfressende Insekten aller Arten ist, ist nur eines von einer Vielzahl von Dingen, die die natur- und musikbegeisterten Besucherinnen und Besucher lernen. Und welche Schätze es in der Halle im Gewerbegebiet von Altomünster zu schützen gilt, wird der Gruppe schnell klar. So folgen alle gebannt den Ausführungen von Andreas Pahler, dem Gründer und Firmenchef, der als gelernter Geigenbauer und studierter Forstwissenschaftler alle Schritte von der Auswahl der für den Instrumentenbau geeigneten Hölzer bis zum fertigen Instrument sachkundig erläutert. Zu bestaunen gibt es einen gewaltigen Fichten- und einen ebenso riesigen Ahornstamm, die erst am Vortag geliefert worden sind und draußen mit einer Sprühanlage gut feucht gehalten werden. Die Fichten stammen aus Lagen in über 1.000 Metern Meereshöhe in Bergmischwäldern in Bayern, Tirol und Südtirol, die Ahornstämme aus Bosnien. „Denn nur dort gibt es die Qualität, die wir brauchen“, so Andreas Pahler. Dann die gewaltige Kreissäge, mit der das Holz in Bretter geschnitten wird, das Spalten in Kuchenstücke (für zweiteilige Geigenböden) bzw. das Aufzeichnen der Schablonen. Unter dem Vordach hinter der Halle hängen dann die Bretter zum Trocknen („Wir hängen die Wäsche auf“, sagt Andreas Pahler), bevor sie dann ins Holzlager im ersten Stock wandern. Dort wähnt man sich in einer riesigen Bibliothek. Reihe an Reihe, Regalboden an Regalboden lagern die Hölzer, sorgfältig nach ihrer Herkunft markiert und nach Qualitäten sortiert. „Richtig gut wird das Tonholz nach zehn Jahren“, erklärt Andreas Pahler. Manche Geigenbauer kaufen es aber auch nach drei, vier Jahren und lassen es zu Hause nachreifen.
Dass aus bescheidenen, fast experimentellen Anfängen im Schuppen des elterlichen Hauses in Westerholzhausen inzwischen ein international gefragter Tonholzlieferant geworden ist, verstehen alle, als Andreas Pahler erzählt, dass schon mal ein Geigenbauer aus New York anruft, wenn für eine der Violinen von Anne-Sophie Mutter ein ganz bestimmtes Teilchen für eine Reparatur gesucht wird. Oder dass sich in den letzten Tagen zwei Geigenbauer aus China im Betrieb aufgehalten haben, um Material für die nächsten Jahre zu kaufen. Kunden hat Andreas Pahler weltweit, auch in den USA, Australien und Japan, da die europäischen Hölzer sich besser für Streichinstrumente eignen als die dort heimischen Baumarten.
Nicht schlecht staunen die Besucherinnen und Besucher über eine Kuriosität: Aus dem Dachgestühl der im Krieg eingestürzten Münchner Frauenkirche hatte der Münchner Geigenbauer Franz Fuchs Holz für den Instrumentenbau gewonnen. „Und irgendwie ist eine Kiste mit diesem aus dem 15. Jahrhundert stammenden Holz dann bei mir gelandet“, lacht Andreas Pahler.
Geduldig beantwortet er alle Fragen der Gruppe, zu anderen Werkstoffen (Ebenholz für Griffbretter, gepresstes Fichtenholz als Experiment, wer weiß, vielleicht mal Geigen aus Carbon?), zum Borkenkäfer, zum Brandschutz und zur Versicherung („Wieso, sind Sie vom Fach und wollen mir einen Vertrag verkaufen?“…)
Begeistert von den vielen Eindrücken und Erkenntnissen und beschenkt mit kunstvoll gemaserten Holzteilen aus dem Abfallkorb (signiert und bald wohl in so manchem Garten in der Gegend als Skulptur zu finden), wandern die Teilnehmerinnen und Teilnehmer nach über eineinhalb dicht gepackten Stunden zurück in die Ortsmitte zur gemütlichen Einkehr im Gasthof Kapplerbräu. Wo im Übrigen auch die beiden chinesischen Geigenbauer inzwischen dem bayerischen Bier zusprechen. „See you in Shanghai“, ruft ihnen Andreas Pahler zu, als sie sich verabschieden. (Gemeint ist die große Musikinstrumentenmesse im Oktober dieses Jahres.) Spätestens da ist allen klar, wie international vernetzt die Community der weltweit wenigen Tonholzsäger und der Geigenbauer ist.
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