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Brigittes Rede zum Neujahrsempfang 2023

Herzlichen Dank für die lieben Worte, liebe alle.

Unseren ersten Grünen Neujahrsempfang hatten wir 2020, damals kurz vor der Gemeinderatswahl im März. Das war unser Start in den Kommunalwahlkampf, der ja bekanntermaßen dann mit zwei Grünen Gemeinderätinnen endete.

Danach konnten wir coronabedingt zweimal keinen Neujahrsempfang durchführen.

Und jetzt?

Ist der Neujahrsempfang schon wieder unser Wahlkampfauftakt.

Diesmal aber steh ich alleine hier, ohne Mitstreiter*innen einer Wahlliste. Denn diese Wahl ist ja eine ganz besondere.

Nur das Amt des Bürgermeisters wird neu vergeben, es geht nur um einen Namen. Und ich bewerbe mich, ich will die erste Bürgermeisterin von Reichertshausen werden.

Viel länger als ich Gemeinderätin bin, bin ich ja schon Wählerin. Und drum weiß ich natürlich, wie schwierig es ist, sich für den oder die Richtige für diesen Job zu entscheiden.

Sechs Jahre sind schließlich eine wirklich lange Amtszeit. In sechs Jahren kann sich viel verändern, in der Welt und in der Gemeinde, mit dem muss derjenige oder diejenige umgehen können. Da braucht man schon ganz schön viel Vertrauen.

Bei der Entscheidung hilft es natürlich, wenn man den Menschen, der sich um dieses Amt und damit ja um Ihr Vertrauen bewirbt, schon mal kennt.

Wenn ich hier in der Gemeinde aufgewachsen wäre, hätte ich vielleicht mit ihrem Bruder oder Sohn Erstkommunion gehabt, hätte jahrelang Volleyball mit einer ihrer Nichten oder ihrer Schwester gespielt und der Tochter einer Freundin Blockflötenunterricht gegeben. Sie hätten meinen Papa vom Gesangsverein gekannt, meine Mama vom Mütterverein und könnten sagen:

"Is des de Kloa vom Schelle, de mit am Ding seine Tochter in’d Schui ganga is?"

Kurzum: Sie hätten also das Gefühl, mich zu kennen.

Weil es aber nun einmal anders gewesen ist, braucht es an dieser Stelle jetzt ein bisserl Fantasie.

Dann könnten wir uns ja einfach vorstellen, ich wäre hier aufgewachsen…

Dann wüssten Sie zum Beispiel, dass ich die siebte von acht Kindern bin. Wenn man schon fast das Nesthäkchen ist in einem so großen Geschwisterhaufen lernt man ein paar ganz wesentliche Dinge:

Streiten und Vertragen, einander zuhören, Kompromisse aushandeln, dem anderen Recht geben aber auch sich durchsetzen. Kurz: mit vielen verschiedenen Menschen gut auskommen.

Außerdem wüssten Sie natürlich, dass bei mein zu Hause bayerische Wurzeln hat - vom Trachtenverein bis zur Volksmusik. Meine Familie spricht komplett Dialekt - ich übrigens auch -  und hat außerdem alle traditionellen Ämter von Maikönigin über Burschenvorstand, Dirigent der örtlichen Blasmusi bis zum Faschingsprinzen schon mal besetzt.

Wenn ich hier aufgewachsen wäre, könnten Sie sich aber vor allem schon denken, woher ich die Leidenschaft zur Kommunalpolitik eigentlich habe:

Sie wüssten ja dann, dass mein Papa 30 Jahre lang im Gemeinderat war, davon je sechs Jahre als dritter und noch mal sechs Jahre als zweiter Bürgermeister.

Sie würden mit Sicherheit jemanden kennen, der schon in unserem Freisitz beim Frühschoppen politisch diskutiert, geschimpft, gestritten und geratscht hat. Und dabei immer viel gelacht hat. Sie hätten also erlebt, wie wichtig meinem Papa sein Ort und die Leute darin Zeit seines Lebens waren. Über mich würden Sie deshalb vermutlich denken: Gstoin hat’s as ned.

Übrigens hat diese Leidenschaft meines Vaters nicht nur mich angesteckt, nein. Meinen ältesten Bruder hat es zuerst erwischt und er hat die Kommunalpolitik gleich zum Beruf gemacht. Seit mittlerweile 20 Jahren ist er erster Bürgermeister von Oberhaching.

Gut, ich muss an dieser Stelle zugeben, beide waren bzw. sind bei der CSU. Farblich gesehen hab ich mich also eher nicht angesteckt. Ich bin - sagen wir’s wie’s ist - das grüne Schaf der Familie… aber die Leidenschaft, die teilen wir.

Hier endet dann auch schon unsere kleine Fantasiereise

Denn seit 2007 wohne ich mit meiner Familie in Gurnöbach und wir könnten uns ja tatsächlich persönlich kennen. Vielleicht vom Elternbeirat, der Krabbelgruppe oder dem Paindorfer Krippenspiel?

Dann wissen Sie vielleicht, dass ich seit 2007 bei uns die Familienarbeit leiste und mich diese lange Zeit zu Hause selbstverständlich sehr stark geprägt hat. Verantwortung übernimmt man nämlich nicht nur in Großraumbüros und Chefetagen - verantwortungsvolles Handeln gehört mit vielen anderen Herausforderungen zu den Kernkompetenzen, die ich in der Familienarbeit erlebe.

Ich hoffe, Sie können jetzt ein bisserl mehr verstehen, welchen Menschen Sie hier vor sich haben und Sie haben jetzt auch ein bisserl das Gefühl, mich zu kennen.

Sicher interessiert Sie aber nicht nur, welchen Menschen Sie denn da wählen. Mindestens so wichtig ist die Frage: welche Bürgermeisterin wähl ich denn da?

Zuerst einmal kann ich Sie beruhigen: ich weiß schon, dass ein Bürgermeister bei seinem Amtsantritt gar keine Krone überreicht bekommt.

Er besitzt deshalb auch keine Vollmacht für die Gestaltung unserer Gemeinde nach seinen persönlichen Vorlieben und Interessen oder dem Zeitgeist. Nein, ums das geht es mir nicht.

Ich werde da eine andere Bürgermeisterin sein:

Eine, die zum Beispiel verschiedenste Bedürfnisse bedenkt.

Kinder brauchen Spielplätze, Schulen, Kindergärten, Krippen, Jugendliche brauchen auch Schulen aber vor allem ernstgemeintes Interesse an ihren Anliegen. Familien brauchen Bauplätze, Senioren günstige Wohnungen vor Ort, Menschen mit Beeinträchtigung selbstverständliche Barrierefreiheit. Vereine brauchen Förderung, Feuerwehren Unterstützung, Ehrenamtliche brauchen Wertschätzung. Und die Liste ist noch lange nicht zu Ende.

Unseriös wäre es zu sagen, ich könnte jedem alle Wünsche erfüllen. Aber dazu respektvoll, empathisch und wohlwollend in den Dialog zu kommen und gemeinsam kreativ nach Lösungen zu suchen - das kann ich versprechen.

Mit mir haben Sie auch eine Bürgermeisterin, die gleichzeitig an vielen Themen arbeiten kann. Die Fähigkeit zum Multitasking wird Frauen ja gerne nachgesagt, sollte aber auch in jedem Rathaus zu finden sein. Denn es braucht gut durchdachte Abläufe, um vom Kindergartenpersonal über diversen Baumaßnahmen bis zu Friedhofsgebühren den Überblick zu behalten.

 

Und schließlich komme auch ich nicht um das Thema „Finanzen“ herum. Keine Sorge, hier kommt jetzt keine meiner Haushaltsreden als Fraktionssprecherin - die kann man im Blickpunkt nachlesen. Hier kommt auch leider keine Zauberformel für schnelles Geld. Hier kommt das ehrliche Versprechen, als Bürgermeisterin hart an einer finanziellen Verbesserung zu arbeiten und schon den Haushaltsvorbesprechungen mehr Gewicht zu geben.

All dies gehört zum täglichen Geschäft im Rathaus. Und all dies nimmt sicher auch viel Raum ein. Wer mich schon ein bisserl besser kennt, ahnt es vielleicht schon:  das reicht mir noch nicht. Ich will noch weiter gehen. Ich will diese Gemeinde wirklich nachhaltig in Bewegung bringen.

Und das führt uns nun zur dritten und letzten Frage, die Sie als interessierte Bürgerinnen und Bürger umtreibt: „Welche Gemeinde wähle ich denn mit der Schelle-Mayr?“

Da brauchen wir jetzt wieder ein bisserl Fantasie, nicht für einen Rückblick wie zu Beginn, sondern diesmal für den Blick nach vorn, auf die Gemeinde Reichertshausen, wenn ich in ein paar Jahren schon etwas angestossen hätte…

Stellen Sie sich vor: Sie kommen ins Rathaus, weil Sie Windelsäcke abholen möchten, einen Pass beantragen wollen, den Blickpunkt nie bekommen und ein Schlagloch im Fussweg entdeckt haben.

Sie gehen durch die Eingangstür und…

bleiben nicht verwirrt vor der Übersichtstafel der ganzen Mitarbeitenden und ihrer Zuständigkeiten und Zimmernummern stehen.

Nein. Sie gehen munteren Schrittes direkt ins Bürgerbüro. Dort empfängt Sie eine freundliche Dame oder ein freundlicher Herr und nach einer Viertelstunde gehen Sie kompetent beraten mit Windelsäcken, Ihrem Reisepass und der neuesten Ausgabe des Blickpunktes zufrieden nach Hause. Die Schadensmeldung wegen dem Schlagloch hat das Bürgerbüro an die zuständige Stelle weiter gegeben und wenige Tage später erhalten Sie eine E-Mail vom Bürgerbüro, in der die Ausbesserung des Schlaglochs für kommende Woche angekündigt wird.

Womöglich wollten Sie aber eigentlich auch mich persönlich etwas fragen? Ein Glück hat Sie das Bürgerbüro auf meine wöchentliche Bürgersprechstunde aufmerksam gemacht. Sie vereinbaren online einen Termin und wir telefonieren miteinander. Nächstes Mal möchten Sie mich dann lieber im Rathaus besuchen  -  dann ist aus dem Rathaus endlich ein Bürgerhaus geworden und wir pflegen ein Neues Miteinander.

Übrigens hätten Sie im Rathaus unserer gemeinsamen Zukunftsreise auch einen Termin bei jemand anderem ausmachen können: bei unserer Klimaschutzmanagerin oder Klimaschutzmanager, zum Beispiel weil Sie Fragen zur klimafreundlichen Sanierung Ihres privaten Wohnhauses haben.

Aha, Sie haben natürlich sofort gemerkt: so jemanden gibt’s ja gar nicht im Rathaus. Da haben Sie Recht, und das ist ein Problem. Denn der Kampf gegen den Klimawandel ist eine der wichtigsten Aufgaben unserer Zeit. Und gerade Kommunen tragen hier eine große Verantwortung. Wir brauchen in Zukunft eine Fachkraft bei uns im Haus, damit wir uns endlich auf den Weg zur klimaneutralen Gemeinde machen können. Übrigens: diese Stelle ist zu großen Teilen gefördert, belastet also die Gemeindefinanzen kaum.

Außer bei privaten Massnahmen zu beraten hätte unsere Fachkraft aber natürlich noch mehr zu tun: sie begleitet die schrittweise Umsetzung unseres - dann schon längst erstellten - kommunalen Klimaschutzkonzepts. Ein solches Konzept ist ein Meilenstein auf dem Weg zur Klimaneutralität.

Dadurch haben wir nämlich einen Überblick darüber, welche Maßnahmen am effektivsten sind und auch wie sie sich finanzieren lassen, zum Beispiel durch aktuelle Förderprogramme. Klimaschutzmaßnahmen müssen nämlich nicht immer teuer sein, viele rechnen sich durch die erzielten Einsparungen innerhalb weniger Jahre. Wir müssen nur anfangen, Schritt für Schritt hin zur klimaneutralen Gemeinde.

Und noch eines hätte ich in dieser Gemeinde auf den Weg gebracht:

Stellen Sie sich vor, in ein oder zwei Jahren sitzen wir wieder hier. Diesmal aber mit bunten Klebezettelchen und Stiften bewaffnet, die uns eine mitreißende Referentin ausgeteilt hat. Wir nehmen nämlich gerade an einem Workshop teil, in dem wir uns über die kulturellen Angebote unserer Gemeinde austauschen und Ideen sammeln (deshalb wohl die Klebezettelchen…). Im Monat davor gab es einen Workshop für Jugendliche und die Umfrage zur Situation der älteren Mitbürgerinnen und Mitbürger wird gerade vom Planungsbüro ausgewertet.

Jetzt fragen Sie sich vielleicht, was ist denn in der Gemeinde Reichertshausen los? Viel ist los. Wir arbeiten nämlich seit mehreren Monaten zusammen an einem Ortsentwicklungskonzept.

Alle Bürgerinnen und Bürger können sich einbringen, sich beteiligen und mitsprechen. Hier geht es um Ziele, um’s große Ganze. Am Schluss haben wir gemeinsam eine Vision für unserer Gemeinde in zwanzig Jahren entwickelt. Solch ein sorgfältig und in Ruhe entwickeltes Konzept gibt der Kommunalpolitik hier in Reichertshausen langfristige Orientierung. Gemeinsame Ziele -  über Parteigrenzen und auch Amtszeiten hinweg.

Auch wenn ich hier oft von „Reichertshausen“ spreche:

ichbin mir der besonderen Situation unsere Gemeinde mit ihren vielen unterschiedlich strukturierten Ortsteilen sehr bewusst.

Nicht alle Fragen können pauschal  für das gesamte Gemeindegebiet  beantwortet werden. Deshalb werden wir beim Ortsentwicklungskonzepts die Ortsteile auch einzeln betrachten.

Vielleicht sitzen wir hier nämlich mit unseren Klebezettelchen gar nicht beim Kulturaustausch sondern in der Diskussionsrunde „Wie soll Paindorf wachsen?“ Und das diskutiere ich natürlich hier. In Paindorf. Mit den Paindorferinnen und Paindorfern.

Denn die Leute vor Ort wissen doch am Besten, was es braucht um den individuellen Charakter zu erhalten. Und da geht es im übrigen nicht immer nur um Geld.

Deshalb: reden wir miteinander und gestalten wir unsere Zukunft selbst.

Was brauchen wir in Langwaid? Wie kommen wir drüben in Steinkirchen an unser Ziel? Und wie läuft‘s eigentlich in Gründholm? (und wo liegt das überhaupt?)

Damit schließe ich dann mal unsere Zukunftsreise ab und wir kehren ins Reichertshausen 2023 zurück.

Sie wissen jetzt vielleicht etwas besser, welcher Mensch hier vor Ihnen steht.

Sie wissen jetzt auf jeden Fall besser, welche Bürgermeisterin hier vor Ihnen steht.

Und Sie ahnen zumindest, wie ich unsere Gemeinde in Bewegung bringen will.

Jetzt brauche ich nicht noch mal Ihre Fantasie, jetzt brauch ich gleich nur noch 30 Sekunden Ihrer Aufmerksamkeit.

Denn eine der - übrigens zahlreichen - klugen und erfahrenen Grünen-Politikerinnen hat mir folgenden Tipp gegeben: „Du musst in 30 Sekunden sagen können, warum Du die Richtige als Bürgermeisterin bist“

So. Dann würd ich sagen, die Zeit läuft ab jetzt…

Ich bin ein Mensch, der leidenschaftlich für eine Sache eintritt. Diskutieren, zuhören und kommunizieren sind meine Stärken.

Ich bin eine Bürgermeisterin, die Probleme gern zu Ende denkt, sich ergebnisoffen in jedes Thema einarbeitet und dann strukturiert Lösungen sucht.

Also:

Kreative Ideen, umsichtige Entscheidungen, langfristige Konzepte -

genau richtig für Reichertshausen.

Ich bin bereit, diese Gemeinde in Bewegung zu bringen.